Rezensionen

Wörlitz - Eine Annäherung aus dem Verlag Janos Stekovics

Eine greifbar gewordene Vision - ein wunderbarer Bildband mit eingestreuten Textseiten

Gartenliebhaber bekommen schon bei dem Wort Wörlitz glänzende Augen, insbesondere da die Anlagen inzwischen in neuen Glanz erstrahlen und zum Weltkulturerbe der Unesco zählen, die die Vergabe so begründet hat: »Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist ein herausragendes Beispiel für die Umsetzung philosophischer Prinzipien der Aufklärung in einer Landschaftsgestaltung, die Kunst, Erziehung und Wirtschaft harmonisch miteinander verbindet.«

Das Buch im Format 22x27 cm aus dem Verlag Stekovics ist mit seinen 4 cm Dicke ein gewichtiges Werk, das die Begründung der Unesco sowohl im fotografisch bildnerischen als auch im intellektuellen textlichen Sinn erschöpfend darlegt. Die Texte mit Betrachtungen der Wissenschaftler Thomas Weiß, Hans-Dieter Gelfert, Vittorio Magnago Lampugnani, Adrian von Buttlar, Bazon Brock und Michael Stürmer sind zweisprachig als geschlossene Einheiten gut lesbar im Buch eingestreut. Dazu im Gegensatz sind die Fotos von Janos Stekovics, wenn sie nicht die Doppelseite füllen, durchgehend in einen dunklen Hintergrund gesetzt, was eine große Ruhe ausstrahlt und die Fotos ins rechte Licht rückt. Die Typografie und das Layout folgt klassischen Regeln und ist hervorragend gelungen.

Das Buch ist ein Bildband mit zwischengestreuten Texteinheiten. Der Fotograf Janos Stekovics, der sich auf kulturwissenschaftliche Themen spezialisiert hat, blättert elegische und romantische Ansichten des Parks auf, Fotos, die zu Bildern gestaltet wurden. Überrascht hat mich, dass viele Fotos des Parks im Herbst und Winter gemacht sind und wenige im Frühjahr und Sommer. Die Auswahl der Jahreszeiten für die einzelnen Motive wirkt sehr bewusst um die besondere Stimmung der einzelnen Parkszenen einzufangen. Der Anspruch dafür ist kommuniziert durch Zwischenüberschriften z.B. „eine arkadische Vision"  oder „Vergnügen der Sinne und des Intellekts“ und es gibt dem meiner Ansicht nach nichts hinzuzufügen. Auch die Fotos von den Details im Schloß und die Ansichten der Räume sind grandios.

Die Zwischenüberschriften - zum Beispiel „Wörlitz als Zukunftslabor für die ästhetische Bildung des Menschengeschlechts“ oder "Bauen im englischen Garten. Zur ikonischen Qualität des Wörlitzer Schlosses“ - und somit die Positionierung des Bandes weisen auf die intellektuellen Herausforderungen hin, die den Leser bei den Beiträgen der verschiedenen Autoren erwarten.   Die teilweise in wissenschaftlicher Tradition verfassten Texte sind nicht einfach zu lesen und manchmal hätte ich mir gewünscht, dass sie etwas mehr populärwissenschaftlich formuliert wären. Ich meine gewiss nicht die Formulierung in „leichter Sprache“ aber manchmal ist es nötig über einen Satz, der sich über viele Zeilen erstreckt, länger nachzudenken und ihn mehrfach zu lesen bis sich erschließt, was die Botschaft dieses Satzes ist. Hohe Ansprüche an den Leser können auch dazu führen, dass ein Text eben nicht vollständig gelesen wird und die erschöpfenden Erkenntnisse, die sie bieten, eben nicht ankommen.

Das ist der einzige kritische Hinweis zu diesem Buch, das ich mit 5 Sternen Plus beurteile.